In einer der herausragendsten Ausstellungen des Jahres präsentieren wir Konzeptkunst, Aktionskunst, Collagen und Mixed-Media-Arbeiten von Sebastian Jung und Felix Adam.

Sebastian Jung, Absolvent des Studiengangs Kommunikationsdesign an der HSD Düsseldorf, hat während der Corona-Pandemie den „Museum Express“ entwickelt. Mit diesem Konzept liefert er Kunstwerke im kleinsten Museum der Welt an Privatpersonen und Unternehmen aus. Er zeigt nicht nur Kunst, sondern inszeniert das Kunsterlebnis selbst als Kunstaktion. In unserer Ausstellung präsentiert Sebastian Jung erstmals seine eigenen Werke, wie zum Beispiel die „VW Glasses“, eine Sonnenbrille, die das VW-Kühleremblem als Brillengläser nutzt.

Dieses Design symbolisiert unsere von Marken geprägte Individualgesellschaft und greift den Trend großer Marken auf, sich jenseits ihrer ursprünglichen Geschäftsbereiche zu etablieren. Beispielsweise lizenziert Lego sein Logo für Schuhe, Kleidung und Accessoires. Wenn Klemmbausteine auf Schuhen platziert werden, steht nicht mehr der Spielspaß im Vordergrund, sondern vielmehr die Markenpräsenz. Form folgt nicht mehr der Funktion, sondern die Form zielt darauf ab, maximale Aufmerksamkeit zu erregen. Um Likes zu generieren und auf Fotos gut zu wirken, ist das Aussehen wichtiger als die Alltagstauglichkeit. Individualisten, die stets ihre Einzigartigkeit zur Schau stellen, überspringen die Eintönigkeit des Alltags.

Sebastian Jung hat bei seinem Projekt „Passport Hacker“ biometrischen Passbilder Individualität verliehen. Normalerweise sollen biometrische Passfotos alle Personen im gleichen neutralen und objektiven Format zeigen. Ein Passbildautomat überwacht beim Fotografieren die Einhaltung dieser Vorgaben. Allerdings erkennt die Maschine (noch) nicht die Bildinhalte, sondern prüft Faktoren wie Kopfposition und Mundwinkel. Sebastian konnte jedoch „biometrische“ Fotos mit Elfenohren, Gesichtsmaske und Fliege im Gesicht erstellen.

Beim Passamt hat er das Foto mit einem halb rasierten Vollbart eingereicht. Die Behörde akzeptierte das Foto und stellte den Personalausweis, der jetzt bei uns als Ergebnis dieses Kunstprojekts ausgestellt ist, aus. Wenn sie auf der Suche nach Inspiration für ihr nächstes Passfoto sind, sollten sie sich auf jeden Fall Sebastian weitere Motive anschauen.

Felix Adam setzt sich in seinem Werk „Personen, die Du vielleicht kennst“ ebenfalls mit Äußerlichkeiten auseinander. Das Werk zeigt nicht die abgebildeten Personen, sondern nur die retuschierten Bereiche der Bilder.

Man könnte beim Betrachten denken: „Zeig mir deine Retusche, und ich sage dir, wie du dich siehst.“ Doch hier geht es nicht nur um die Selbst- und Fremdwahrnehmung, sondern auch um gesellschaftliche Normen und Zwänge, denen wir uns unterordnen.

Felix Adam, Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf, transferiert unter anderem digitale und analoge Fundstücke in Objekte und Collagen, die von den Betrachtern entschlüsselt werden müssen, um die verschiedenen Ebenen der Werke freizulegen.

In der ikonischen Arbeit „one of us“ ist die erste Ebene ein Hochzeitsfoto von Charles und Diana aus der Westminster Abbey. Die Szene wirkt authentisch, jedoch wurde ein Detail retuschiert: Diana trägt einen Hut. Zusätzlich scheint ein Raster über dem Bild zu liegen, doch bei genauer Betrachtung erkennt man, dass das Werk aus einzelnen Teilen besteht. Adam hat das Bild auf Adressaufkleber gedruckt, und theoretisch könnte man die Aufkleber abziehen, bis nichts vom Bild übrig bleibt.

Die Arbeit reflektiert die besondere Ausstrahlung von Diana, die volksnah war und anderen das Gefühl vermittelte für sie da zu sein. Dabei gehörte sie bereits vor der Hochzeit zum englischen Adel und der Hut kann als Metapher für ihre Adelszugehörigkeit betrachtet werden.

„one of us“ erinnert ebenfalls an Hofporträts aus der Barockzeit. Die Farbpalette ähnelt Werken von Diego Velázquez. Allerdings hat Adam das Bild nicht selbst gemacht, sondern ein öffentliches digitales Foto als Vorlage verwendet. Somit könnte man das Werk als post-fotografisch einordnen oder dem digitalen Impressionismus zuordnen – eine Momentaufnahme, die über den Moment hinausgeht.

Die Ausstellung „Die fast beste Ausstellung des Jahres“ läuft noch bis zum 11. August. Die Finissage findet am Freitag, den 11. August, um 19 Uhr statt. Wir feiern sie mit einem Künstlergespräch und einem anschließenden offenen Austausch.

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